In ihrer Serie Visitors richtet Güde Renken den Blick auf Menschen, die selbst schauen. Besucher, Betrachtende, Touristen – sie alle stehen im Fokus, werden nicht Staffage, sondern Sujet. Es ist der Mensch, versunken im Sehen.

Die Visitors und Palastgäste (Kunstpalast Düsseldorf) sind bei sich und doch offen, zugewandt und abgewandt zugleich. Ihre Körperhaltung, die Neigung des Kopfes, der Griff zum Handy oder zur Kameratasche – all das erzählt von Begegnungen mit Kunst, mit Architektur, mit Geschichte. Die Orte sind real: Florenz, Venedig, Düsseldorf. Doch die Bilder erzählen nicht vom Davor oder Danach. Sie bannen das Dazwischen.

In Zeichnung und Malerei verfolgt Renken mit sicherem Strich das Flüchtige. Ihre Linien sind spontan, fast skizzenhaft, und tragen doch eine stille Genauigkeit in sich. Schatten, Umrisse, Bewegungen – sie entstehen aus der Beobachtung, nicht aus der Konstruktion. Man spürt die Unmittelbarkeit der Entstehung. Nichts ist künstlich geglättet, aber alles sitzt. Der scheinbare Zufall ist geübt.

Die Serie bleibt offen – wie auch das Thema selbst. Besucher kommen und gehen. Manche in Paaren, manche allein. Manche halten inne, andere drehen sich gerade um. Die Szenen sind klein, oft nur wenige Figuren, selten mehr als drei. Und doch weiten sie sich. Denn mit jedem Bild spannt sich ein neues Verhältnis auf zwischen Kunst, Betrachtung und Künstlerin: Die Besucher sehen Kunst. Die Künstlerin sieht die Besucher. Und wir sehen beides – als Bild.

Renken verzichtet bewusst auf das eigentliche Kunstwerk im Bildraum. Es geht ihr nicht um das Gezeigte, sondern um das Schauen. In einer Zeit, in der Bilder im Übermaß zirkulieren, setzt sie einen Kontrapunkt: den Moment der echten Konzentration. Ihre Visitors werden so selbst zur Ausstellung – und wir sind eingeladen, ihnen dabei zuzusehen.