Da ist ein Wäscheständer, dort die Stöcker, angelehnt an den wie zur zeltartigen Skulptur verwandelten Skiständer, Schnee verzaubert die Landschaft, Farben die Objekte. In den kleinteiligen Zeichnungen migrieren Formen aus dem Alltag direkt aus dem Leben in die Kunst. In ihren feinsinnigen Beobachtungen erstreckt sich der Moment des Erzählens genau in den Moment des Erlebens. Alltag ist in ihren Arbeiten keine Füllmasse, sondern die Faszination liegt woanders, im realen Leben, in dem, was wir heute gerne authentisch nennen. Leben, wie geht das heute? Wie das Leben so spielt, eben. Kunst braucht eine gewisse Art der Absichtslosigkeit, um das offensichtlich Sichtbare zu sehen, wieder zu sehen. Wir beschäftigen uns heute mit Ereignissen, von denen wir wissen, dass sie real sind, selbst dann, wenn wir sie nicht erleben. Es ist als würden zwischen uns und dem Leben ein Medium stehen und das, was geschieht, betrachten wir nur aus der sicheren Entfernung.
Wie das Leben so spielt – In den Zeichnungen, Malereien und Objekten aber holt Güde Renken das Verborgene auf Papier und auf die Leinwand und entfaltet dabei eine spielerische dadaistische Kraft. Der vorschnelle Triumph der Kunstfertigkeit, die Perfektion, ist bei ihr nebensächlich. Die aus Leinwandresten zusammengenähten langohrigen Winzlinge, überzogen mit weißer Farbe, werden nicht zu Schneehasen, sie werden aus ihrer Erstarrung erlöst und entfalten durch ihre Ästhetik der Gegensatzpaare wie Ordnung und Unordnung, Gewolltem und Zufälligen einen Spielraum für das Unbestimmte: Alchemie der Natur steht der Alchemie der Reproduktion gegenüber und ermuntert uns Illusion, Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit zu erforschen. Fast ist es als entwickelt Güde Renken eine Methode des Umherschweifens, lässt uns beim Rausgehen ohne Ziel den Moment zwischen dem Unbestimmten und dem Bestimmten aufschnappen: ein Flugzeug im Blick nach oben, daneben ein Windrad, ein kleines Kind, einen Kompass, eine Pflanze im Fensterrahmen. Es ist als gäbe uns die Künstlerin eine behutsame und unkomplizierte Anleitung zur Wahrnehmung und sie zeigt uns, wie wichtig es ist beim Umherschweifen kleinteilig vorzugehen, minutiös mit dem Raum in den Kontakt zu treten, immer wieder stehen zu bleiben, sich irrealen Nachforschungen hinzugeben. So können wir um den Körper, den Raum, die Stadt, die Landschaft wieder das Unbewusste miteinander in Kommunikation treten lassen.
Dr. Ute Maasberg